In diesem Jahr wird Bachs Johannespassion 300 Jahre alt. Sie ist eines der am meisten aufgeführten Werke unserer Zeit. Was hat aber dieses Werk mit uns heute zu tun?
Mit unserer Inszenierung der Johannespassion stellen wir Fragen an die Protagonisten dieser alten Geschichte – an Pilatus, den römischen Unterdrücker, an Petrus, den Verräter, an die Menschen, die Jesus brutal ans Kreuz gehängt haben und schließlich an Jesus selbst.
Wir stellen auch Fragen an Johann Sebastian Bach.
Die Antworten auf diese Fragen müssen Sie alle, die unsere Inszenierung sehen und hören, selbst in Musik, Texten und Darstellung suchen und möglicherweise finden.
Die Bühne stellt ein Labyrinth dar, ein Labyrinth aus Regeln, Verhaltensweisen, Lebenswegen. In diesem Labyrinth bewegen wir alle uns tagtäglich. Genau wie vor 2000 Jahren, und wie auch vor 300 Jahren, ist auch heute unser Miteinander geprägt von Krieg in jeglicher Form. Krieg zwischen zwei Menschen, in einer Gruppe, zwischen Teilen der Bevölkerung, zwischen Ländern und Kontinenten.
In Bachs Musik kommt diese hässliche und brutale Seite des Menschseins hochemotional zum Ausdruck.
Lesen wir diese uralte Geschichte über den Menschen aus Nazareth, der mit unbeirrbarem Pazifismus und unfassbarer Menschenliebe Gefangenschaft, Verrat, Folter und einem elendigen Sterben bis zum Tod gegangen ist, dann könnte das auch heute in der Zeitung sehen.
Die Geschichte, die Bach mit seiner genialen Musik erzählt, geht uns alle an – sie führt uns vor Augen, was wir dem Krieg entgegensetzen können.
„Wer hat dich so geschlagen?“ „Ich“ ist die Antwort auf diese Frage.
Ich kann mein Verhalten ändern, ich kann eine andere Kommunikation wählen. Ich kann den Weg des Friedens und der Liebe gehen. Das passiert auf unserer Bühne, wenn das Labyrinth plötzlich fällt, und sich eine Leere vor mir auftut.
Es gibt kein happy end. Aber es gibt Möglichkeiten…
Catalina Bertucci Sopran
Charlotte Quadt Alt
Sebastian Kohlhepp Tenor
Tobias Hunger Tenor
Erik Sohn Bass (Jesus)
Thomas Laske Bass
VOX BONA | BONNBAROCK
KMD Stefan Horz Orgel
Gregor Horres · Stephanie Koch Regie
KMD Karin Freist-Wissing Leitung