Die Gregorianik war in erster Linie Musik von Männern für Männer. Umso interessanter ist es festzustellen, dass auch Frauen seit dem im 9. Jahrhundert Musik komponiert haben und da gilt es einen besonderen Blick auf die Musik der Zisterzienserinnen zu werfen. Die religiösen Frauenbewegungen des 12. und 13. Jahrhunderts fanden in der Abgeschiedenheit der Zisterzienserinnen-klöster einen idealen Raum. So entwickelten sie sich zu Zentren einer eigenen Spiritualität und Mystik, wie z.B. das berühmte Kloster „Las Huelgas“ in Spanien oder in Deutschland das Kloster Helfta, „die Krone der deutschen Frauenklöster“, in dem Mechthild von Hackeborn, Getrud von Helfta lebten und Mechthild von Magdeburg lebten. Die Zisterzienserinnen gingen ganz eigene musikalische Wege. Erstaunlich anders stellen sich ihre Handschriften und Musik im Stundengebet und Messen gegenüber den Mönchen des gleichen Ordens dar. Besannen sich die Männer zurück auf Schlichtheit und Einfachheit, nicht allein in der Ausstattung ihrer Klöstern sondern auch im Gesang, so finden wir bei den Nonnen eher das genaue Gegenteil: Prächtige mit viel Gold verzierte Handschriften, Kunstwerke von außergewöhnlich kreativen Bildfindungen, selbstbewußte Darstellung der Klosterfrauen als Stiftsfrauen und Künstlerinnen und neben einer ausufernden Melismatik mit einem größeen Tonumfang sogar eine frühe Mehrstimmigkeit!